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China: Kein Grund, Apple-Produkte zu behalten, wenn WeChat verboten wird

Noch bis Mitte September müssen wir uns spätestens gedulden, ehe wir final wissen, wie es im Streit zwischen China und den USA in Sachen TikTok, WeChat und Co. weitergeht. Dann nämlich läuft das Ultimatum von US-Präsident Donald Trump aus, eine "very American company" zu finden, die das US-Geschäft der Dienste übernehmen wird. Gelingt dies nicht, sollen beide Apps in den USA aufgrund mutmaßlicher Gefährdungen für die nationale Sicherheit verboten werden. Vor allem ein Verbot von WeChat könnte dabei auch für Apple ein Problem werden, geht ohne diese App vor allem in Asien schließlich so gut wie gar nichts. Und auch an anderer Stelle könnte die Entwicklung Apple treffen, da speziell US-Technologiekonzerne mit Gegenmaßnahmen in China zu rechnen haben.

Entsprechend besorgniserregend dürften die aktuellen Aussagen des chinesischen Außenministeriums in Cupertino aufgenommen worden sein, in denen es hieß, es gäbe für chinesische Nutzer keinen Grund, das iPhone und weitere Apple-Produkte zu behalten, wenn WeChat in den USA verboten werden sollte. Als Gegenargument zu Trumps nationaler Sicherheit erklärte der Außenpolitiker Lijian Zhao, dass es in China Sorge gebe, die USA könnten nicht-amerikanische Unternehmen zu stark unterdrücken. Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump versichert, dass ein Verbot in den USA keine internationalen Auswirkungen auf die Verfügbarkeit der beliebten Apps haben würde.

Als potenzielle Übernahmekandidaten für das US-Geschäft von TikTok gelten vor allem Microsoft, aber auch Oracle, Twitter und neuerdings überraschenderweise auch Walmart. Wie es in Sachen WeChat aussieht, ist aktuell hingegen nicht bekannt.

Donald Trump zu Apples Argumenten gegen ein TikTok-/WeChat-Verbot: "Whatever."

Ein neuer Tag, ein neues Kapitel in der TikTok-Saga. US-Präsident Donald Trump hat nun ein Dekret unterzeichnet, welches verfügt, dass der TikTok-Mutterkonzern ByteDance 90 Tage Zeit bekommt, um sein TikTok-Geschäft in den USA an ein amerikanisches Unternehmen verkaufen müsse, um nicht verboten zu werden. Das ursprünglich gesetzte Ultimatum von 45 Tagen wurde damit verdoppelt, um den Verhandlungsparteien zu einem Verkauf ein wenig mehr Zeit zur Einigung zu verschaffen. Trump beruft sich dabei erneut auf die nationale Sicherheit. In dem öffentlich einsehbaren Dekret erklärt Traump, es gäbe glaubhafte Hinweise darauf, dass ByteDance möglicherweise Aktivitäten ergreifen könnte, die die nationale Sicherheit der USA gefährden ("[...] ByteDance might take action that threatens to impair the national security of the United States").

Neben der Anordnung des Verkaufs des US-Geschäfts verfügt das Dekret zudem, dass ByteDance innerhalb der 90-Tage-Frist sämtliche Daten von US-Nutzern vernichten und dies auch schriftlich gegenüber dem Committee on Foreign Investment der USA versichern müsse. Die von ByteDance angekündigte Klage gegen die US-Regierung ist übrigens nicht wie erwartet in der vergangenen Woche eingegangen. Gegenüber den Kollegen von The Verge erklärt das Unternehmen:

"TikTok is loved by 100 million Americans because it is a home for entertainment, self-expression, and connection. [...] We are committed to continuing to bring joy to families and meaningful careers to those who create on [its] platform for many years to come."

Unterdessen hat Donald Trump inzwischen auch auf den Appell von Apple und diversen weiteren US-Unternehmen reagiert, dass ein Verbot von chinesischen Apps und Diensten verheerende Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben würde. Trump beruft sich dabei weiter auf die nationale Sicherheit und scheint von den Argumenten der Unternnehmen ziemlich unbeeindruckt. Während einer Pressekonferenz antwortete Trump auf eine entsprechende Nachfrage eines Bloomberg-Reporters zu den befürchteten Auswirkungen mit einem lapidaren "Whatever". Der komplette, auch in dem Video unten ab 20:49 zu sehende Dialog:

Bloomberg: There’s a lot of alarm among American companies about your order on WeChat. Apple, Ford, Disney, they’re worried because it’s such a big communications platform and payment platform in China, that if you ban US businesses from working with them, that they won’t be able to sell iPhones in China or similar markets.

Trump: Whatever.

Bloomberg: So you don’t mind…?

Trump: Gotta do what’s good in terms of the security of our country. We’ve been very badly let down by China.

Man wird das Gefühl nicht los, als gleite Trump sein Tagesgeschäft immer weiter aus der Hand. Man darf gespannt sein, wie das Thema ausgeht. Ich tippe allerdings tatsächlich auf eine Übernahme des US-Geschäfts von TikTok durch Microsoft. Wie es in Sachen WeChat aussieht, wo die Auswirkungen noch wesentlich dramatischer sein dürften, steht allerdings aktuell in den Sternen.



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Apple appeliert an US-Regierung: 95% chinesische iPhone-Nutzer würden wechseln, sollte WeChat verboten werden

Ein neuer Tag, ein neues Kapitel im Streit zwischen den USA und China. Nach der Ankündigung der US-Regierung um Präsident Donald Trump, die Videoplattform TikTok, sowie unter anderem auch das in Asien allgegenwärtige WeChat ab Mitte September in den USA zu verbieten, sollte sich bis dahin keine "very American company" finden, die das Geschäft der Anbieter übernimmt, haben sich nun verschiedene namhafte US-Unternehmen zu Wort gemeldet und das Weiße Haus vor den "schweren wirtschaflichen Folgen" des Verbots gewarnt. Neben Apple gehörten dazu unter anderem auch Disney, Ford, Intel, Morgan Stanley, UPS und Walmart, wie das Wall Street Journal berichtet. Demnach fürchten die Unternehmen erhebliche Nachteile in der zweitgrößten Wirtschaft der Welt, sollte das Verbot tatsächlich kommen.

"For those who don’t live in China, they don’t understand how vast the implications are if American companies aren’t allowed to use it. They are going to be held at a severe disadvantage to every competitor."

Dabei dürfte weniger TikTok das Problem sein, als vor allem WeChat. Bei WeChat handelt es sich weniger um eine reine Chat-App, wie der Name suggerieren könnte. Vielmehr ist WeChat eigentlich ein eigener Mikrokosmos, der in seiner App unter anderem weitere Mini-Apps, Filme, Musik, Chat, Messenger und sogar einen eigenen Bezahldienst anbietet. Ohne diese App geht in Asien fast nichts und es gibt sogar Statistiken, laut denen die meisten Nutzer dort kaum andere Apps auf ihrem Smartphone nutzen außer WeChat. Berechnungen des Analysten Ming-Chi Kuo zufolge könnten die iPhone-Verkäufe im schlechtesten Fall um bis zu 30% zurückgehen, sollte Apple gezwungen sein, WeChat aus seinen AppStores auf der ganzen Welt zu entfernen. Würde dies nur die USA betreffen, wäre der Rückgang laut Kuo schlimmstenfalls immer noch bei bis zu 6%.

Würde Apple durch die Trump-Anordnung gezwungen werden, WeChat aus seinen internationalen AppStores zu entfernen, könnten die Auswirkungen auf das iPhone verheerend sein und das Gerät in China quasi nutzlos machen. Eine aktuelle Umfrage unter 1,2 Millionen chinesischen iPhone-Nutzern ergab, dass 95% von ihnen eher auf einen anderen Hersteller wechseln als auf WeChat verzichten würden (via Bloomberg). Hinzu käme, dass sicherlich auch die chinesische Regierungen weitere Maßnahmen gegen US-Unternehmen als Reaktion auf das Verbot ergreifen würde.