Wenn man Apple etwas nicht absprechen kann, dann ist es eine gewisse Kreativität, wie man versucht, sich anbahnenden rechtlichen Schwierigkeiten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Bekanntermaßen befindet man sich ja in verschiedenen Ländern der Welt aktuell in Problemen was eine mögliche Monopolbildung des AppStore betrifft. Ziel der klagenden Entwickler und Institutionen ist es Apple dazu zu zwingen, alternative AppStores oder das sogenannte "Sideloading" von Apps zuzulassen und sich so aus der Abhängigkeit von Apple zu lösen. Einen Kniff, sich Gegenargumente hierzu bereitzulegen, könnte Apple mit dem aktuell im Betastadium befindlichen iOS 15.4 vorbereiten.
So hat der Entwickler Maximiliano Firtman in den "Experimentellen Einstellungen" von Safari in der Beta einen neuen Schalter entdeckt, mit dem sich eine "Push API" aktivieren lässt. Dies könnte darauf hindeuten, dass Apple daran arbeitet, Push Notifications für Webseiten bzw. Web-Apps einzuführen. Dies ist bislang nicht möglich und eine große Einschränkung von Web-Apps gegenüber nativen Apps, die sich ausschließlich aus dem AppStore beziehen lassen. In der ersten Beta ist der Schalter in den Einstellungen zwar vorhanden, die API als solche allerdings noch nicht aktivierbar. Auch verfügt Safari aktuell noch nicht über eine Möglichkeit, Push-Benachrichtigungen von Web-Apps zuzustimmen oder diese abzulehnen.

Mit dem Angebot von Push Notifications für Web-Apps und der damit verbundenen Angleichung der Funktionen, die aktuell ausschließlich in den nativen Apps zur Verfügung stehen, hätte Apple das Argument ein Stück weit entkräftet, dass wirklich sinnvoll nutzbare Apps derzeit nur über den AppStore auf das iPhone oder iPad befördert werden können. Unter anderem hatte Apple vergangenes Jahr in Australien argumentiert, dass der AppStore keinesfalls der einzige Ort zum Abrufen von Apps ist. So stünden den Nutzern das komplette Internet und damit auch die Nutzung von Web-Apps ebenfalls als Alternative zur Verfügung. Die Fortnite-Entwickler hielten dem entgegen, dass Apples Safari-Browser und die zugrundeliegende WebKit-Engine nicht über verschiedene APIs verfügten, wie die nativen Apps. Namentlich wurde dabei auch das PushKit-Framework genannt, welches dort für die Benachrichtigungen zuständig ist.
Sollte Apple PushKit also wirklich künftig für WebKit unter iOS und iPadOS anbieten, könnte Apple hiermit ein weiteres Argument entkräften, das aktuelle AppStore-Konstrukt öffnen zu müssen. Unter macOS steht die Möglichkeit für Push-Benachrichtigungen von Webseiten schon seit geraumer Zeit zur Verfügung. Insofern sollte es für Apple nicht allzu schwer sein, diese Funktion auch auf iOS und iPadOS zu übertragen. Nicht vergessen darf man dabei allerdings, dass es sich momentan nur um die Sichtung des Push-Schalters in den "Experimentellen Einstellungen" von Safari handelt. Ob und wann Apple diesen mit der zugehörigen Funktion unterlegt und in die offiziellen Einstellungen von Safari übernimmt, ist nach wie vor offen.