Kommentar: Die Skeuomorphismus-Diskussion

Wenn man über Design spricht, ist dies natürlich auch immer eine ganze Menge Geschmackssache. Ich persönlich bin kein großer Freund des Skeuomorphismus, weil es aus meiner Sicht einfach häufig nicht zu den schlanken, modernen Designs der Apple-Geräte passt. Andere wiederum sehen genau darin einen interessanten Kontrast. Wo aber genau zeigt sich der Skeuomorphismus in den Apple-Apps? Als Beispiele können dafür unter anderem die iTunes U App und iBooks herangezogen werden, die Apple als ein Bücherregal auf den iOS-Geräten darstellt. Was ich bei iBooks gerade noch verschmerzen könnte, wirkt bei iTunes U durch die Verwendung von dunklem Holz schwer und träge und dadurch eben auch irgendwie altmodisch und fehl am Platze. Weitere Beispiele sind unter anderem auch die Sprachmemo-App mit dem eingeblendeten Mikrofon, der Kompass oder auch "Meine Freunde suchen" mit dem stilisierten Ledereinband.
Könnte ich mich mit all dem noch arrangieren, wird es spätestens beim Game Center komplett gruselig. Als eine Art Spieltisch, samt grünem Stoffbezug als Hintergrund und Holzrahmen dargestellt fügt sich dieses Design so gar nicht in Apples sonstige Ansätze. Allerdings benutze ich das Game Center auch so gut wie gar nicht. Was ich da schon deutlich häufiger nutze, sind die Kontakte und der Kalender. Während Apple sich auf dem iPhone dabei auf ein schlankes, funktionales Design verlegt, kommt auf dem iPad, in OS X und in den Web-Apps auch hier der Skeuomorphismus voll zum Tragen. Der Kalender präsentiert sich mit einem an einen Ledereinband erinnernden Hintergrund und stilisiert sogar abgesrissene Kalenderblätter. Die Kontakte-App wird gar als "echtes" Büchlein mit verschiedenen Seiten und ebenfalls einer Ledereinfassung dargestellt.
Während der Kalender auf dem iPad auch bedientechnisch aus meiner Sicht alles andere als perfekt ist, könnte man hier das Design vielleicht noch am ehesten verschmerzen. Was aus meiner Sicht aber überhaupt nicht geht, ist die Kontakte-App auf dem iPad. Im Hochkantformat füllt sie nicht das komplette Display aus, sondern präsentiert sich mit dicken schwarzen Balken ober- und unterhalb des Adrssbüchleins. Wie es ein solches Design durch Apples Qualitätskontrolle in eine finale iOS-Version schaffen konnte ist mir ein Rätsel. Und das auch bereits seit mehreren Versionen. Wenn man den Skeuomorphismus-Ansatz schon vom Design her nicht mag, zeigt sichgenau hier zeigt eine weitere Schwachstelle. Versucht man, ihn mit allen Mitteln auf ein Display zu übertragen, kommt so etwas dabei heraus. Eine Kontakte-App, die sich weniger vom Design, als mehr von der Funktionalität und der perfekten Nutzbarkeit auf dem jeweiligen Gerät leiten lässt, wäre da deutlich wünschenswerter. Quasi nach dem guten alten Motto "Form follows function".
Im Zusammenhang mit der Skeuomorphismus-Diskussion sei übrigens auch ein lesenswerter Artikel von John Gruber zu empfehlen, der den Trend gegen dieses Design in direkten Zusammenhang mit dem Trend hin zu Retina-Displays setzt. Inzwischen geht der Trend Grubers Meinung nach wieder weg von schweren, detailverliebten Designs und hin zu eher funktionalen, klaren Ansätzen. Als Beispiele für Vorreiter dieses Ansatzes führt er Letterpress, Instapaper und Twitteriffic 5 ins Feld. Während auf den nicht so hoch auflösenden Displays Skeuomorphismus mit seinen verspielten Designs optisch eher Sinn macht, geht der Trend bei Retina-Auflösung eher zu klaren, scharfen Kanten, wie sie ein Nicht-Retina-Display nicht darstellen könnte.
Sollte Gruber mit seiner Theorie recht haben, könnte dies natürlich dazu führen, dass Apple mit der Abkehr vom Skeuomorphismus wartet, bis alle Geräte auf Retina-Displays umgestellt sind. Aktuell fehlen dabei noch der iMac, verschiedene MacBooks und das iPad mini. Apple war in den vergangenen Monaten bemüht, eine Konsistenz des App-Designs von iOS über iCloud bis zu OS X herzustellen, weswegen es fraglich ist, ob man dies nun wieder aufbricht. Andererseits besteht auch nach wie vor eine kleine Inkonsistenz, nimmt man das iPhone-Design von Kontakten und Kalender hinzu. Außerdem wird im Sommer wohl auch OS X 10.9 erscheinen, was dann auch dort wieder die Möglichkeit zu einer Angeleichung bietet.
All dies sind, wie eingangs erwähnt, nur Details. Und noch dazu sind es Details, die reine Geschmackssache sind und einen wirklich nicht zu sehr beschäftigen sollte. Dennoch darf man gespannt sein, ob und wie sich iOS 7 (und damit einhergehend auch OS X?) optisch unter Jony Ive verändert. Denn eines steht fest. Nach sich seit Beginn nur wenig verändert habenden inzwischen sechs iOS-Generationen täte auch eine kleine optische Auffrischung dem mobilen sicherlich Betriebssystem gut.
Abschließend der oben bereits kurz angerissene optische Vergleich von aktuell durch Skeuomorphismus geprägten Apps (oben) mit einer möglichen Neugestaltung (unten) von Rene Ritchie.
Kommentare
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Benne am :
Copper am :
Copper am :
Ahmet am :
Ariri am :
Die neue Musik App sieht einfach nur langweilig und uninteressant aus.
Da behält ich dann lieber die alte iOS Version! iBooks sieht doch viel besser aus, als dieses komische grau.
Das ist fast so unübersichtlich wie android :)
SASCHA am :
pagepro am :
Friedrich am :
Aber eben der Skeuomorphismus gibt den jeweiligen Apps ihre Invidualität, dass sie sich von anderen Apps optisch abgrenzen. Im Aluminium Look sieht alles gleich aus, was meiner Meinung auch wieder langweillig ist.
Otte am :
Flo2 am :
Otte am :
Frieda am :
kamaflo am :
Holz und Lederdesign auf einem hochtechnologischen Gerät trifft nicht unbedingt mein Geschmack, Aluminium und Edelstahl ist schon eher was für mich.
Wenn ich mir die gegensätzlichen Meinungen aber so anschaue, wäre eine Designauswahl durch den Nutzer vielleicht die beste Wahl.
Moneyyy am :
Frank am :
Stefan am :
da gehört mal frischer wind rein. muss ja nicht alles grau sein! dafür gibt es ja hochbezahlte designer, die uns was neues bringen!
Chris am :
Die Designvorschläge sehen sehr gruselig aus und erinnern mehr an einen Grundschüler, der ein paar Schaltflächen nebeneinander gepappt hat. Total indiskutabel.
Ehrlich gesagt bin ich zwar ebenfalls kein Freund der verspielten Leder-Designs, aber etwas ausgefallener darf es da schon sein!
cyas am :
Ich muss sagen - hasse - dieses Ledereinband Zeugs. In real mag ich es - aber auf einem technologischen Gerät hat das für mich nix verloren ;)
Olaf am :
http://designmodo.com/skeuomorphism-ui-design/
Marco am :
Armin am :
Von meiner emotionalen Seite liebe ich gut gemachte Skeuomorphismus Apps und die Liebe zum Detail die die Entwickler umgesetzt haben. Auf der rationalen Seite im täglichen Umgang sind schlichte Apps angenehmer in der Nutzung.
Jochen am :
Martin am :
Ralf am :
Cornelius am :
Ich persönlich liebe klare Linien und schlichtes design, aber eine iBook-App ohne Bücherregal wäre katastrophal!
Auch das seitenumblättern hat etwas total faszinierendes und macht das Betriebssystem auch so perfekt.
Genauso finde ich den Kalender oder die Notizen in iOS Super gelungen! Bei den Kontakten kann man das Hochkant-Format noch verbessern, aber auch hier finde ich das "Buch" sehr schön gestaltet.
Ein schlichtes grau wäre in diesen Apps hässlich. Ich hoffe, auch unter Ive bleiben diese Designs erhalten!
FloJobs am :
Daniel am :
Die unten stehende Rendervorschläge sehen total plump und langweilig aus. Ich hätte dann keine so große Freude mehr daran, ein Buch auf meinem iPad zu lesen, bzw. meine Freunde auf dem iPhone zu suchen.
Marks am :
Stefan am :
MacMax am :
Graue Schrift auf grauem Untergrund finde ich persönlich z. Bsp. vollkommen unpassend.
Ansonsten könnte ich gut auf ledergebundenes verzichten...
Fussal93 am :
Ich liebe den skeuomorphismus, da er eben im direkten kontrast zum äußeren erscheinungsbild der produkte steht :-)
Schmäck am :
Und schaut man sich das neue Design der Passbook App. an graut es mir vor dem Ivy Design!!!
Sieht aus wie von Android kopiert!
Geht gar nicht!
Klar, die von Flo erwähnte fehlerhafte Darstellung der Kontakte App. im Hochformat auf den iPads ist peinlich und sollte dringend korrigiert werden. Mehr aber auch nicht!!!
Unilife am :
Die Gamecenter Gestaltung finde ich persönlich ansprechend. Viel ärgerlicher ist die Funktionalität dieser App.